Unterstützung von Projekten, die darauf abzielen, an entscheidende Ereignisse der modernen europäischen Geschichte zu erinnern, einschließlich der Ursachen und Folgen autoritärer und totalitärer Regime, und die europäischen Bürger:innen für ihre gemeinsame Geschichte, Kultur, ihr kulturelles Erbe und ihre Werte zu sensibilisieren und dadurch ihr Verständnis für die Union, ihre Ursprünge, ihren Zweck, ihre Vielfalt und ihre Errungenschaften sowie für die Bedeutung von gegenseitigem Verständnis und Toleranz zu verbessern.
Unterstützte politische Initiativen: EU-Strategie zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Förderung des jüdischen Lebens 2021-2030, EU-Aktionsplan zur Bekämpfung von Rassismus für 2020-2025, EU-Strategierahmen für Gleichstellung, Integration und Teilhabe der Rom:nja.
Um förderfähig zu sein, müssen die Antragstellenden (federführende:r Antragsteller:in "Koordinator:in", Mitantragsteller:innen und angeschlossene Einrichtungen):
Weitere Bedingungen für die Zuschussfähigkeit:
Das europäische Gedenken ist grundlegend mit der Verwirklichung und dem Schutz der heutigen Werte und Rechte der EU verbunden. Die europäischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, einschließlich totalitärer und autoritärer Regime und ihrer Verbrechen, sowie der demokratische Übergang auf der Grundlage der Rechtsstaatlichkeit, die Migration, die Entkolonialisierung und die europäische Integration tragen alle dazu bei, die Europäer:innen zu ermutigen, wachsam zu sein und die Grundrechte, die Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit zu verteidigen, insbesondere die Rechte von Minderheiten.
Über die verschiedenen Prioritäten hinweg besteht ein übergreifendes Ziel darin, die Rolle, die Vertretung und die Perspektive von Frauen bei diesen wichtigen historischen Ereignissen und Entwicklungen hervorzuheben, um ein ausgewogeneres Verständnis der Geschichte zu ermöglichen.
Die Projekte müssen sich mit einer oder mehreren der folgenden politischen Prioritäten befassen:
1. Demokratischer Übergang, (Wieder-)Aufbau und Stärkung der Gesellschaft auf der Grundlage von Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Grundrechten
Die Erfahrungen des 20. Jahrhunderts in Europa zeigen, wie zerbrechlich die Demokratie ist und wie notwendig es ist, dass sich die Menschen immer wieder für demokratische Institutionen und Werte einsetzen und diese verteidigen. Historische Erfahrungen wie die der 1920er und 1930er Jahre, als neu gegründete Demokratien aufgrund interner oder externer Angriffe untergingen, sind eine deutliche Mahnung an diese Anfälligkeit. Die heutigen Errungenschaften geraten durch den zunehmenden Populismus, Extremismus und die Spaltung der Gesellschaft erneut unter Druck. Auch der demokratische Übergang von einer autoritären oder totalitären Herrschaft erforderte den (Wieder-)Aufbau demokratischer Institutionen auf der Grundlage der Rechtsstaatlichkeit, die die Grundrechte aller Mitglieder der Gesellschaft schützen, wie in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und nach 1989. Die EU ist eine Wertegemeinschaft, und alle ihre Mitgliedstaaten stützen sich auf diese Werte. Während der demokratische Übergang und die Konsolidierung den Boden für eine demokratische Gesellschaft bereitet haben, kann die Schaffung von historischer Gerechtigkeit nach dem Ende totalitärer und autoritärer Regime für die Opfer und die betroffenen Gemeinschaften zu einer Heilung der Gesellschaft beitragen.
Projekte im Rahmen dieser Priorität sollten sich auf den Übergang von autoritärer und totalitärer Herrschaft zur Demokratie in verschiedenen europäischen Ländern, ihre Ähnlichkeiten und Unterschiede und die Lehren konzentrieren, die für die Zukunft in Bezug auf die Verteidigung und Aufrechterhaltung von EU-Werten wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte gezogen werden können. Gleichzeitig können die Projekte auch die Mittel der historischen Gerechtigkeit untersuchen, sei es durch Gerichtsverfahren, Restitution oder Amnestie.
2. Stärkung des Gedenkens an den Holocaust, Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Stärkung der Demokratie in der EU
Das 20. Jahrhundert in Europa war geprägt von schrecklichen Verbrechen wie dem Holocaust und Verbrechen, die von autoritären und totalitären Regimen begangen wurden. Das Erbe dieser Verbrechen erfordert ständiges Teilen und Erinnern sowie Forschung, um Verzerrungen entgegenzuwirken. Die Lehren aus diesen Verbrechen sollten bei der Erziehung aller Generationen zur Wahrung der Demokratie und der Grundrechte berücksichtigt werden. Junge Menschen sollten in die Lage versetzt werden, zu Botschafter:innen dieser Erinnerung zu werden, die Geschichte der Überlebenden sowohl offline als auch online in Erinnerung zu rufen, das Bewusstsein für ihre Tragödie zu schärfen und Verbindungen zu Gedenkstätten und Museen herzustellen. Die Aussagen der Zeug:innen dieser Verbrechen sind für die Aufklärung junger Menschen besonders wertvoll, zumal es immer weniger dieser Zeug:innen gibt. Dazu gehört auch, der Verzerrung, Leugnung und Verharmlosung der historischen Fakten entgegenzuwirken. Um die Werte der EU aufrechtzuerhalten, sind die Erinnerung an diese Verbrechen, die Aufklärung über die Grundrechte und das aktive Engagement der Menschen, um daraus zu lernen, notwendig, insbesondere für Akteur:innen, die an vorderster Front für die Verteidigung der Rechte eintreten, wie Grundrechtsverteidiger:innen, Beamt:innen, Mitglieder der Justiz, Strafverfolgungsbeamt:innen und politische Entscheidungsträger:innen.
Darüber hinaus ist die Unterdrückung von Grundrechten wie der Rede-, Versammlungs-, Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit ein wesentliches Merkmal totalitärer und autoritärer Regime. Die organisierte Opposition und/oder der Widerstand innerhalb der Gesellschaft spielten eine Schlüsselrolle im Kampf gegen ausländische Besatzer:innen und/oder beim Sturz totalitärer und autoritärer Regime. Es ist nach wie vor von entscheidender Bedeutung, an diese Ereignisse als Beispiele für die Verteidigung der Grundrechte für die Gegenwart und die Zukunft in Erinnerung zu rufen und Akteur:innen und Gruppen darüber aufzuklären.
Projekte im Rahmen dieser Priorität sollten sich auf spezifische Verbrechen wie den Holocaust, totalitäre Verbrechen oder andere Verbrechen des 20. Jahrhunderts wie Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit konzentrieren und analysieren, wie diese Verbrechen organisiert waren, welche Akteur:innen beteiligt waren und wie sie begangen wurden. Projekte im Rahmen dieses Schwerpunkts werden ermutigt, neue Wege der Erinnerung an diese Verbrechen und der Aufklärung darüber zu finden, um die Gesellschaft vor den wiederauflebenden Bedrohungen durch Hass, Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und LGBTIQ-Phobie zu schützen. Im Einklang mit der EU-Strategie zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Förderung des jüdischen Lebens sowie der anderen wichtigen politischen Initiativen, die im Rahmen dieser Priorität unterstützt werden, können die Projekte sich in diesem Zusammenhang auf die Entwicklung von Netzwerken junger europäischer Botschafter:innen zur Förderung des Gedenkens konzentrieren. Junge Europäer:innen sollten lernen, wie sie Zugang zu genauen Informationen über den Holocaust, Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit erhalten und diese weitergeben können, und sie sollten in die Lage versetzt werden, sowohl online als auch in der realen Welt zu handeln.
Projekte können sich darauf konzentrieren, der Verzerrung, Verharmlosung und Leugnung des Holocaust entgegenzuwirken sowie historisches Material und Zeugenaussagen zu Bildungs- und Ausbildungszwecken zu digitalisieren. Diese Projekte werden ermutigt, auch mit jungen Menschen und anderen Generationen zu arbeiten, um die Erinnerung an die Ereignisse zu vermitteln. Darüber hinaus können Projekte im Rahmen dieser Priorität auch den Widerstand und/oder die organisierte Opposition gegen totalitäre Herrschaft analysieren und hervorheben.
NEU 2023: 3. Migration, Entkolonialisierung und multikulturelle europäische Gesellschaften
Migration, Entkolonialisierung, Sklaverei und Imperialismus sind in die europäische Geschichte eingebettet und haben tiefgreifende Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft.
Migration hat in Europa eine lange und vielfältige Geschichte, wird aber oft nur als ein Phänomen der Gegenwart behandelt. Bevölkerungsbewegungen in Europa, von Wirtschaftsmigration bis hin zu Vertreibung und Deportation, von der Flucht vor Gewalt und Verfolgung bis hin zur Migration nach dem EU-Beitritt, haben jedoch die jüngere europäische Geschichte geprägt. Migration hat viele Gesichter, und aus den Erfahrungen der Migration nach Europa, aus Europa heraus oder innerhalb Europas können künftige Generationen lernen.
Erzwungene Migration, Binnenvertreibung und Vertreibung ist eine Erfahrung, die viele Europäer:innen in Kriegszeiten gemacht haben, wie die russische Aggression gegen die Ukraine erneut gezeigt hat.
Kolonialismus, Sklaverei und Imperialismus haben in der Weltgeschichte ihre Spuren hinterlassen. Vorurteile und Stereotypen können durch die Anerkennung der historischen Wurzeln des Rassismus bekämpft werden, auch aus einer intersektionellen Perspektive. Die Entkolonialisierung, die Zerschlagung der Kolonialreiche vor allem im 20. Jahrhundert und die entstehenden postkolonialen europäischen Gesellschaften sind bis heute von dieser Erfahrung geprägt. Während der Kolonialismus für viele als ein Kapitel der Geschichte gilt, sind die Folgen der imperialistischen Herrschaft innerhalb und außerhalb Europas noch heute spürbar und mit strukturellem Rassismus und Diskriminierung verwoben. Diese Debatten sind jedoch viel zu lange ausgeblendet worden und bedürfen einer festen Verankerung in einem europäischen Narrativ. Die Sicherstellung des Gedenkens ist ein wichtiger Bestandteil der Förderung von Integration und Verständnis.
Projekte im Rahmen dieser Priorität sollten das Erbe des Kolonialismus innerhalb und außerhalb Europas und seine Auswirkungen auf die heutigen multikulturellen europäischen Gesellschaften untersuchen. Themen wie Diskriminierung und Rassismus sind immer noch mit diesen Erfahrungen verbunden und spielen in der europäischen Erinnerung in den meisten Gesellschaften der EU eine wichtige Rolle. Projekte im Rahmen dieser Priorität können sich auch mit gemeinsamen europäischen Migrationserfahrungen befassen, die mit einer Vielzahl von Ereignissen wie Kriegen, Übergangsphasen, Kolonisierung und Entkolonisierung, wirtschaftlichen Auswirkungen, Verfolgung oder anderen verbunden sein können.
NEU 2023: 4. Die europäische Integration und ihre wichtigsten Errungenschaften
Die europäische Integration hat das Leben der Europäer:innen erheblich verändert. Sie hat nicht nur neue Möglichkeiten des grenzüberschreitenden Reisens, Studierens und Arbeitens geschaffen, sondern auch die Identität der Menschen beeinflusst, die sich mehr und mehr als Teil ihrer Identität als Europäer:innen fühlen. Die europäische Integration hat die Rechte des/der Einzelnen in allen EU-Ländern schrittweise gefördert und geschützt, Rechte, die heute oft als selbstverständlich angesehen werden. Die europäische Integration ist jedoch nicht nur ein institutioneller Prozess, sondern wurde auch von verschiedenen Menschen und Bewegungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufgebaut und vorangetrieben. Vom Manifest von Ventotene bis zum Europakongress hat das Fundament für die europäische Integration eine lange Geschichte.
Die Projekte im Rahmen dieser Priorität sollten die entscheidenden Momente und Bezugspunkte der europäischen Integration, ihre Geschichte und die Auswirkungen dieser Veränderungen auf das tägliche Leben der Europäer:innen erforschen und allen Generationen nahe bringen. Die Projekte können sich auf bestimmte Rechte, die in der Europäischen Union gewährt werden, konzentrieren wie z. B. die Freizügigkeit, auf besondere Errungenschaften, wie z. B. die gemeinsame Währung, oder auf prägende Momente, wie z. B. den Beitritt von Ländern. Zeitzeugenberichte könnten eine besonders wertvolle Ressource sein, um die Erfahrungen greifbar zu machen und eine generationenübergreifende Perspektive zu bieten.
Von den Projekten wird erwartet, dass sie:
Die Projekte sollten eine europäische Dimension haben und vorzugsweise auf transnationaler Ebene durchgeführt werden (was den Aufbau und Forführung von transnationalen Partnerschaften und Netzwerken beinhaltet).
Von der Konzeption und Durchführung der Projekte wird erwartet, dass sie die Gleichstellung der Geschlechter und die Nichtdiskriminierung als Querschnittsaufgabe fördern. Dazu gehören eine Analyse der Geschlechterverhältnisse, die Ermittlung der potenziell unterschiedlichen Bedürfnisse von Frauen und Männern und der Auswirkungen auf sie sowie die Einbeziehung der Gleichstellungsperspektive in die Konzeption der Aktivitäten. Zu diesem Zweck wird den Antragsteller:innen empfohlen, bei der Durchführung ihrer Gender-Analyse die auf der EIGE-Website aufgeführten Schlüsselfragen zu konsultieren. Unbeabsichtigte negative Auswirkungen der Maßnahme auf beide Geschlechter sollten vermieden werden (Do-no-harm-Ansatz). Von den Antragsteller:innen wird erwartet, dass sie ihre Kommunikations- und Verbreitungsaktivitäten auf geschlechtsspezifische Weise konzipieren und durchführen. Dazu gehört insbesondere die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache. Das Gleiche gilt für die Konzeption und Durchführung von Monitoring- und Evaluierungsaktivitäten. Vorschläge, die die Geschlechterperspektive in alle ihre Aktivitäten einbeziehen, werden als qualitativ hochwertiger eingestuft.